19.8.04

DER FREIER ALS ICH, DER GOTT

Leb' wohl, du kühnes, herrliches Kind!
Du meines Herzens heiligster Stolz!
Leb' wohl! Leb' wohl! Leb' wohl!
Muß ich dich meiden,
und darf nicht minnig
mein Gruß dich mehr grüßen;
sollst du nun nicht mehr neben mir reiten,
noch Met beim Mahl mir reichen;
muß ich verlieren dich, die ich liebe,
du lachende Lust meines Auges:
ein bräutliches Feuer soll dir nun brennen,
wie nie einer Braut es gebrannt!
Flammende Glut umglühe den Fels;
mit zehrenden Schrecken
scheuch' es den Zagen;
der Feige fliehe Brünnhildes Fels! -
Denn einer nur freie die Braut,
der freier als ich, der Gott!

Der Augen leuchtendes Paar,
das oft ich lächelnd gekost,
wenn Kampfeslust ein Kuß dir lohnte,
wenn kindisch lallend der Helden Lob
von holden Lippen dir floß:
dieser Augen strahlendes Paar,
das oft im Sturm mir geglänzt,
wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte,
nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte
aus wild webendem Bangen:
zum letztenmal
letz' es mich heut'
mit des Lebewohles letztem Kuß!
Dem glücklichen Manne
glänze sein Stern:
dem unseligen Ew'gen
muß es scheidend sich schließen.
Denn so kehrt der Gott sich dir ab,
so küßt er die Gottheit von dir!


(Richard Wagner, Die Walküre, III Acto. Wotan despede-se da filha predilecta, a guerreira Brünnhilde, antes de a cercar por uma linha de fogo onde ela esperará, mergulhada num sono profundo, que alguém "mais livre do que o deus", Wotan, a liberte.)


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